Feministische Außenpolitik im Reality Check

Perspektiven aus Afghanistan, Iran und dem Nahen Osten

Zeit und Ort

Dienstag, 15. Oktober 2024, 18:00-20:00 Uhr
Festsaal, Diplomatische Akademie Wien
Favoritenstraße 15a, 1040 Wien

Veranstaltungssprachen: Englisch und Deutsch mit Simultandolmetschung

Anmeldung: seewald@remove-this.vidc.org

Programm

Barbara Mittelhammer

unabhängige politische Analystin, Beraterin und Mediatorin, Deutschland

Horia Mosadiq

afghanische Menschenrechtsverteidigerin und Journalistin, Großbritannien

Paola Salwan Daher

leitende Direktorin für kollektives Handeln bei Women Deliver, Schweiz

Mina Khani

iranische Publizistin und Künstlerin, Deutschland

Moderation: Tyma Kraitt

studierte Philosophie an der Universität Wien und hat mehrere Bücher und Texte  über Syrien und den Irak veröffentlicht

Eröffnung: Michael Fanizadeh, VIDC Global Dialogue

Kuratiert von


Magda Seewald, Ali Ahmad und Michael Fanizadeh, VIDC Global Dialogue

© Vuk Valcic / Alamy Stock Photo

© Vuk Valcic / Alamy Stock Photo

Bei der Veranstaltung diskutieren wir die Möglichkeiten und Realitäten feministischer Außenpolitik im Hinblick auf die Länder des Mittleren und Nahen Ostens. Wie kann feministische Außenpolitik effektiv gestaltet und umgesetzt werden, um sicherzustellen, dass diese Frauen und marginalisierte Gruppen in Konfliktregionen wirklich stärkt und nicht nur der politischen Rhetorik dient oder von bestehenden Machtstrukturen vereinnahmt wird? Welche Erwartungen haben iranische, arabische oder afghanische Aktivist*innen konkret an eine feministische Außenpolitik des globalen Nordens? Wie können feministische Akteur*innen in ihren Kämpfen gegen Gewalt und Unterdrückung unterstützt werden? Was sind die Kritikpunkte, aber auch die Chancen für eine feministische Außenpolitik im Kontext der multiplen Krisen und kriegerischen Konflikte?

Zahlreiche Staaten, wie Deutschland, Kanada und Mexiko, haben sich in den letzten Jahren dazu entschlossen ihre Außenpolitik feministisch zu gestalten. Auch wenn sich die einzelnen Konzepte unterscheiden, so ist ihnen doch gemein, dass sie die Rechte von Frauen und marginalisierten Gruppen in den Mittelpunkt ihrer Außenpolitik stellen und ihre Repräsentation stärken wollen. Feministische Außenpolitiken streben an globale Machtungleichheiten zu überwinden und Verantwortung und Rechenschaftspflichten für ihr Hadeln zu übernehmen. Grundsätzlich gilt, dass eine feministische Außenpolitik eine Friedenspolitik sein sollte, die sich auf einen erweiterten Sicherheitsbegriff bezieht. Feministische Außenpolitiken könnten so für feministische und Frauenrechtsorganisationen eine Chance sein, mehr Mittel zu lukrieren und in Entscheidungsprozesse eingebunden zu werden. Gleichzeitig besteht aber die Gefahr, dass sie vereinnahmt werden. 

Podium

Barbara Mittelhammer

ist eine unabhängige politische Analystin, Beraterin und Mediatorin aus Deutschland. Ihre Forschungsschwerpunkte sind menschliche Sicherheit, Gender in der Frieden- und Sicherheitsagenda, feministische Außenpolitik und die Rolle der Zivilgesellschaft bei der Gestaltung der Außenpolitik. Sie hat über feministische Außenpolitik gegenüber dem Iran und Syrien publiziert und mit Think Tanks, internationalen Organisationen, Ministerien und Parlamenten zusammengearbeitet. 

Horia Mosadiq

ist eine afghanische Menschenrechtsverteidigerin und Journalistin mit fast 30 Jahren Erfahrung in Afghanistan und Südasien. Sie ist bekannt für ihre Arbeit in den Bereichen Menschenrechte, Frieden und Gleichstellung der Geschlechter und hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Nationalen Menschenrechtspreis Afghanistans sowie Anerkennungen der Zeitschrift Glamour und von Amnesty International. Mosadiq bekleidete wichtige Funktionen bei Amnesty International, der Afghanistan Independent Human Rights Commission und verschiedenen internationalen Organisationen. Ihre umfangreiche Arbeit umfasst Forschung, Lobbyarbeit und veröffentlichte Artikel zu Menschenrechten, Genderfragen und Übergangsjustiz. 

Paola Salwan Daher

ist die leitende Direktorin für kollektives Handeln bei Women Deliver, einer Organisation, die sich für das Ziel einsetzt, dass Mädchen und Frauen ihr Recht auf volle körperliche Autonomie und Gesundheit wahrnehmen können. Davor war sie 10 Jahre lang beim Center for Reproductive Rights tätig, wo sie sich auf die globale Lobbyarbeit für sexuelle und reproduktive Rechte und auf die Rechenschaftspflicht für Frauen und Mädchen in humanitären Situationen konzentrierte. Sie saß im Vorstand des Urgent Action Fund for Feminist Activism und war drei Jahre lang Senior Fellow am Asfari Institute, wo sie sich intensiv mit feministischer Außenpolitik aus der Perspektive des globalen Südens beschäftigte. Sie ist eine internationale Anwältin und eine feministische und linke Aktivistin aus der libanesischen Diaspora. 

Mina Khani

ist eine iranische Publizistin und Künstlerin. Sie lebt seit 20 Jahren in Deutschland und ist als politische Geflüchtete anerkannt. Sie schreibt seit vielen Jahren über die politischen Verhältnisse im Iran aus einer queer-feministischen Perspektive. Sie veröffentlicht unter anderem in der Taz, dem Spiegel und der Welt. Khani arbeitet darüber hinaus bei den Menschenrechtsorganisationen HÁWAR.help und HENGAW sowie als Künstlerin unter anderem im Bereich Tanz und Choreografie. Im Iran erhielt sie keine Tanzausbildung, weil diese dort verboten ist. In den Theaterstücken von Reza Jafari bei ChaosTheater spielte sie zwei Mal die Frauenhauptrolle: 2011 bei „Das Fest“ und 2017 bei „Heiliger Krieg“. Sie selbst choreografierte ihr eigenes Stück „Durch die Schatten“, welches auf unterschiedlichen Festivals aufgeführt wurde. 

Moderation: Tyma Kraitt

wurde 1984 in Bagdad geboren und lebt heute in Österreich, wo sie auch aufgewachsen ist. Sie studierte Philosophie an der Universität Wien und hat im Rahmen ihrer publizistischen Tätigkeiten bereits mehrere Bücher über Syrien und den Irak sowie eine Vielzahl außenpolitischer Texte veröffentlicht. Zuletzt von ihr erschienen ist das Buch "Sunniten gegen Schiiten. Zur Konstruktion eines Glaubenskrieges."

Eröffnung: Michael Fanizadeh

ist Politikwissenschaftler. Seine Arbeitsbereiche bei VIDC Global Dialogue sind Migration und Entwicklung, Menschenrechte und Antidiskriminierung mit einem regionalen Fokus auf den Nahen und Mittleren Osten.