Im Rahmen des Projektes "WANNE – We All Need New Engagement" führte das VIDC Gender Tandem Workshops mit jungen afghanischen Männern durch und kooperierte dabei mit den afghanischen Diasporavereinen Afghanischer Sport und Kultur Verein "Neuer Start", "AKIS - EU - Verein Für Afghanische Kultur, Integration und Solidarität", "IGASUS - Interessensgemeinschaft der afghanischen SchülerInnen und und Studierenden" sowie dem "Kulturverein Afghan Wulas". Mitglieder dieser Vereine werden zu Trainern ausgebildet, die zusammen mit jeweils einem österreichischen Trainer die Workshops gestalten. WANNE ist ein transnationales von der EU finanziertes Projekt mit dem Ziel das Engagement von Drittstaatenangehörigen in den Aufnahmegesellschaften zu fördern. Dabei stehen Aktivitäten in den Bereichen Bildung, Kultur sowie soziales Engagement im Mittelpunkt.
Gender Tandem Workshops
Das Konzept der Gender Tandem Workshops geht zurück auf das Pilotprojekt „Tandem-Projekt interkulturelle Genderkompetenz“, in dessen Rahmen von 2016 bis 2018 Workshops in Wien und Umgebung mit jungen geflüchteten Männern aus Afghanistan rund um Fragen von Geschlecht und Männlichkeit in Kooperation mit den Vereinen poika - gendersensible Bubenarbeit in Erziehung und Unterricht und Afghanischer Sport und Kultur Verein "Neuer Start" durchgeführt wurden. Ein Grundprinzip des Projekts und wie sich später herausstellte ein wichtiger Erfolgsfaktor war die Durchführung der Workshops und Gesprächsrunden im interkulturellen Tandem, d. h. jeweils von einem österreichischen und einem afghanischen Mann. Insgesamt wurde in der Pilotphase mit 122 jungen afghanischen Geflüchteten im Alter von 14 bis 44 Jahren in 16 Workshops und 10 Gesprächsrunden pädagogisch gearbeitet.
Handbuch Vermittlung interkultureller Genderkompetenz im Fluchtkontext
Aufgrund des regen Interesses an den Tandem Workshops stellten wir aus den Erfahrungen der Pilotphase das Handbuch "Vermittlung interkultureller Genderkompetenz im Fluchtkontext" für interessierte Gendertrainer*innen, Jugendarbeiter*innen, Pädagog*innen und Sozialarbeiter*innen zusammen. Unsere Motivation dabei ist, die Gesellschaft im Allgemeinen und männerdominierte Bereiche im Besonderen feministischer zu gestalten. Dabei möchten wir Männer dazu anregen, sich pro-aktiv für Geschlechtergerechtigkeit und feministische Anliegen, die von Frauen definiert werden, einzusetzen. Männer sollten jedoch insbesondere darauf achten, Frauen nicht aus ihren Positionen in feministischen Bereichen zu verdrängen bzw. ihre Rolle einzunehmen. Diesem Anspruch kann durch eine genderreflektierende, emanzipatorische Pädagogik, die in diesem Handbuch ausführlich beschrieben wird, Rechnung getragen werden.
"Engaging men and boys" - Männer- und Burschenarbeit für Geschlechtergrechtigkeit
Obwohl in internationalen Abkommen und Resolutionen bereits seit der Pekinger Aktionsplattform von 1995 die Einbindung von Männern in Gleichstellungsprogramme und -projekte gefordert wird, beschränkt sich eine Vielzahl der Programme/Projekte auf Frauen. Um Geschlechterverhältnisse (= Machtverhältnisse) nachhaltig zu verändern, müssen sowohl Frauen als auch Männer aktiv in diese Programme eingebunden werden.
Das VIDC setzt sich seit 2010 mit Genderverhältnissen in (Post-)Konfliktsituationen, Maskulinitätskonzepten und geschlechtsspezifischer Gewalt auseinander. 2012 gab das VIDC die Studie „Männer als Täter und Opfer in kriegerischen Konflikten. Innovative Projekte zur Überwindung männlicher Gewalt“ von Rita Schäfer heraus, 2017 die Mikrostudie „The perception of gender relations and gender-based violence of Afghans living in Austria“ von Ali Ahmad. Auch in verschiedenen Podiumsdiskussionen und Workshops wird die Einbindung von Männern und Burschen in Gleichstellungsprogrammen immer wieder behandelt. Seit 2014 ist das VIDC auch Teil des Netzwerks MenEngage, das über 600 Mitgliedsorganisationen weltweit umfasst.