In der ersten Jahreshälfte 2021 führte VIDC in Afghanistan Recherchen durch, um 20 von Frauen geführte Unternehmen in zehn Provinzen Afghanistans zu identifizieren. Kurz vor der Machtübernahme durch die Taliban im August 2021 wurden Informationen über diese Unternehmen in einer Broschüre zusammengestellt. Um die Identität und die Sicherheit dieser von Frauen geführten Unternehmen unter den neuen De-facto-Machthabern zu schützen, verzögerte VIDC zunächst die Veröffentlichung der Broschüre sowie jeglicher Informationen, die ein Risiko für die Geschäftsinhaberinnen und ihre Angestellten darstellen könnten.
Einige Monate nach dem Regimewechsel in Afghanistan beauftragte das VIDC die Afghanistan Development and Peace Research Organization (ADPRO) mit der Untersuchung von zwei Kernfragen in Bezug auf diese von Frauen geführten Unternehmen: Erstens, wie viele der ursprünglich 20 von Frauen geführten Unternehmen sind nach der Machtübernahme durch die Taliban noch aktiv, und wie hat sich der Regimeschock auf ihre Unternehmen ausgewirkt? Zweitens bat das VIDC um die Erlaubnis, seine Broschüre entweder anonym oder unter den echten Namen der einzelnen Geschäftsinhaberinnen zu veröffentlichen.
Zwischen Mai und Juni 2022 versuchten die Forscher von ADPRO, alle in der ursprünglichen Stichprobe von 20 von Frauen geführten Unternehmen über soziale Medien und die in der Broschüre angegebenen Telefonnummern zu erreichen. Es gelang den ADPRO-Forschern aber lediglich 12 Unternehmen erfolgreich zu erreichen. Die übrigen acht Unternehmen konnten nicht mehr erreicht werden.
Innovative Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen
Der Leitfaden für bewährte Praktiken (Good Practice Guide) bietet den verschiedenen Akteuren praktische Hilfe bei der Entwicklung von Berufsbildungsprogrammen zur Förderung innovativer Formen der Beschäftigung von Frauen in Afghanistan. Der Leitfaden hebt 12 Beispiele für innovative Beschäftigungsmöglichkeiten für un- oder wenig ausgebildete afghanische Frauen in Afghanistan hervor. Die vorgestellten Projekte dienen als Beispiele für afghanische Frauen, die in Nachbarländern wie Pakistan auf der Flucht sind und mit ähnlichen Herausforderungen in Bezug auf Geschlechterrollen und -normen in ihren Gemeinschaften konfrontiert sind.
Diese Untersuchung basiert auf den Berichten von 12 Geschäftsfrauen, die in zehn verschiedenen Provinzen Afghanistans arbeiten. Ursprünglich sollten 20 Provinzen in die Untersuchung einbezogen werden. Aufgrund der Covid-19-Pandemie und der sich verschlechternden Sicherheitslage blieb sie jedoch auf zehn Provinzen beschränkt. Die Untersuchung konzentriert sich auf die kulturelle und soziale Vielfalt der befragten Personen.
Nach der Auswahl der Befragten (auf der Grundlage unterschiedlicher kultureller und sozialer Hintergründe sowie zur Abdeckung abgelegener Gebiete und verschiedener Regionen) und der Sammlung grundlegender Informationen über sie wurde ein Katalog von Fragen entwickelt.
Mit den Fragen wurde versucht, Antworten zu finden auf: (1) die Herausforderungen, mit denen die Unternehmerinnen konfrontiert waren, (2) die Anreize, die sie erhielten, (3) die Probleme, mit denen sie bei der Gründung ihres eigenen Unternehmens konfrontiert waren, (4) die Organisationsstruktur in ihrem Unternehmen, (5) die Art der Produktion, die Finanzierungsquelle und (6) ihr Bedürfnis, ihre Arbeit weiter zu optimieren.
Geschäftsfrauen mit herausragenden Geschichten wurden in zehn Provinzen befragt: Balkh und Kunduz im Norden, Bamyan, Daikundi im zentralen Hochland, Helmand und Kandahar im Süden, Hirat und Nimroz im Westen, Nangarhar im Osten und Kabul, die Hauptstadt. Die Interviews wurden aufgrund der Beschränkungen von Covid-19 per Telefon geführt. In einigen Provinzen wurden mehrere Interviews geführt, um die Aktivitäten in verschiedenen Regionen einer Provinz zu dokumentieren.
Dard Kush
Die Studie wurde im Rahmen des Projekts 'Dard Kush' II - Strengthening Livelihoods of Afghan Refugees and Pakistani Host Communities (with specific focus on women)' durchgeführt. Dieses Projekt wird von FACES Pakistan in Lahore gemeinsam mit Caritas Österreich und Caritas St. Pölten in Partnerschaft mit dem VIDC durchgeführt und von der Austrian Development Agency (ADA) finanziert.