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Studie: A Guide to Afghan Diaspora Engagement in Europe

Beispiele guter Praxis und Empfehlungen von der Wiener Konferenz “Knowledge Transfer and Support”

Foto von Afghnaischen Frauenverein zeigt Frauen im Chemieunterricht

© Afghanischer Frauenverein e.V.


Das VIDC hat einen Leitfaden zusammengestellt, der vielversprechende Entwicklungsprojekte präsentiert, die von afghanischen Diaspora-Organisationen in Europa durchgeführt werden, seit die Taliban 2001 von US-geführten Koalitionstruppen von der Macht verdrängt wurden. Zudem präsentiert der Leitfaden Empfehlungen von der Wiener Netzwerkkonferenz "Knowledge Transfer and Support", welche vom 2 - 3 Dezember in Wien stattgefunden hat.

Die Konferenz brachte erstmals in Österreich afghanische Diaspora-Organisationen und Expert*innen aus neun europäischen Ländern mit öffentlichen Institutionen, internationalen Organisationen und entwicklungspolitischen NGOs zusammen, um die Diversität afghanischer Vereine aufzuzeigen und Best-Practice-Beispiele aus verschiedenen europäischen Ländern zu diskutieren. In den Plenums und Workshops der Konferenz wurde über den Status Quo der Diaspora- und Migrationspolitik in Europa und Afghanistan gesprochen, sowie über Finanzierungsmodelle, die Vernetzung afghanischer Diaspora-Organisationen, die (Selbst-) Ermächtigung afghanischer Frauen, die Herausforderungen bei der Projektarbeit in Afghanistan und Pakistan und über die Probleme afghanischer Flüchtlinge in Pakistan und in Europa bei der Integration. Darüber hinaus wurden von den über 100 Teilnehmer*innen der Konferenz Empfehlungen für künftige Maßnahmen und für eine bessere Integration afghanischer Diaspora-Organisationen in die Entwicklungs- und Migrationspolitik entwickelt.

„Examples of Good Practice“

Das VIDC nahm die Konferenz zum Anlass, einen Guide über „Examples of Good Practice“ von afghanischen Diaspora-Organisationen zu erstellen. Dieser Leitfaden präsentiert 20 vielversprechende Entwicklungsprojekte aus fünf Ländern, die von afghanischen Diaspora-Organisationen in Europa durchgeführt werden, seit die Taliban 2001 von US-geführten Koalitionstruppen von der Macht verdrängt wurden. Zusätzlich stellt der Guide fünf Projekte von aktiven afghanischen Diaspora-Initiativen in Österreich vor, die hauptsächlich im interkulturellen Bereich tätig sind. Der Leitfaden soll europäische Entwicklungsorganisationen und Geberländer bei der Nutzung der Potenziale der afghanischen Diaspora-Organisationen unterstützen und einen Impuls für Entwicklungszusammenerbeit in Österreich liefern. Der Entwurf des Leitfadens wurde bei der Konferenz diskutiert und um ein Kapitel über Herausforderungen und Empfehlungen ergänzt.

Die afghanische Diaspora wird aktiv

Die Sichtbarmachung und Förderung von Diaspora-Initiativen ist für das VIDC von zentraler Bedeutung. Denn die meisten der entwicklungspolitisch engagierten Akteur*innen aus den Diasporas werden kaum in der entwicklungspolitischen Szene wahrgenommen. Das liegt daran, dass Diaspora-Organisationen sehr oft nur informell organisiert sind bzw. sich nur schwach institutionalisiert haben, sie leisten vor allem ehrenamtliche Tätigkeiten und haben nur geringe Ressourcen für Marketing und Lobbying zur Verfügung. Trotzdem erbringen sie individuelle und kollektive Leistungen für die Herkunftsländer und unterstützen damit private Gesundheitsversorgung, Bildung und weitere vergleichbare Leistungen der Entwicklungszusammenarbeit. Wie groß der Einfluss der Diaspora-Organisationen auf die Entwicklungen in ihren jeweiligen Herkunftsländern (oder jener der Eltern) ist schwer einzuschätzen. Zumeist wird in der Diskussion darüber auf die Rücküberweisungen (Remittances) von Migrant*innen in ihre Herkunftsländer verwiesen. Im Jahr 2019 flossen laut Weltbank global 551 Milliarden USD dieser Remittances an niedrige- und mittlere Einkommensländer, das ist dreimal so viel wie im gleichen Zeitraum weltweit für Entwicklungszusammenarbeit und -hilfe zur Verfügung gestellt wurde.