Nach dem erfolgreichen Abschluss des zweijährigen Projektes „feministische Diaspora-Initiativen“, das von VIDC Global Dialogue mit Unterstützung des Vereins Frauen helfen Frauen helfen mit zahlreichen Diaspora-Vereinen durchgeführt wurde, hat Anfang März das neue Kooperationsprojekt „Frauen*-Empowerment im Fluchtkontext“ begonnen. Grundlage der Empowerment-Tandem-Trainings bildet das am 2.2.2023 präsentierte Handbuch „Frauen*-Empowerment im Fluchtkontext“, das aus den Erfahrungen der bisher durchgeführten Frauen*-Empowerment-Tandem-Trainings entstanden ist. Diese Präsentation war zugleich der Auftakt für das neue Projekt.
Dazu wurden Diaspora-Vereine eingeladen, sich für die Durchführung der Frauen*-Empowerment-Tandem-Trainings in Kooperation mit VIDC Global Dialogue zu bewerben. Es wurden vier Diaspora-Vereine ausgesucht, mit denen VIDC bereits seit vielen Jahren zusammenarbeitet:
Afghanischer Kulturverein AKIS
Der Verein ist bereits langjähriger Partner bei der Durchführung der Frauen*-Empowerment-Tandem-Trainings. Aufgrund der großen Nachfrage seiner weiblichen Mitglieder, beteiligt sich AKIS sehr gerne weiterhin am Projekt. Der Verein verfügt über eine eigene Frauenabteilung, die neben der Zeitschrift Banu auch alljährlich zum Frauentag eine Frauenkonferenz organisiert.
Sport- und Kulturverein Neuer Start
Auch dieser Verein war bereits an mehreren VIDC-Projekten beteiligt. So wurden die Gender-Tandem-Trainings für afghanische Männer gemeinsam entwickelt und durchgeführt. Zudem ist Neuer Start langjähriger Partner im Bereich Sport der VIDC-Initiative fairplay.
Souriat – Syrian Women for Justice and Peace
Dieser syrische Verein war in der ersten Runde der feministischen Diaspora-Initiativen mit einem Projekt zum politischen Aktivismus beteiligt. Die Stärkung der politischen und gesellschaftlichen Partizipation von syrischen Frauen ist ein wichtiges Anliegen des Vereins, daher gab es auch große Begeisterung für die Frauen*-Empowerment-Tandem-Trainings.
MIA – Migrant*innen, Integration, Arbeitsmarkt
Frauen*-Empowerment im Hinblick auf den Arbeitsmarkt ist ein wesentliches Ziel des Vereins, daher war es naheliegend, dass MIA sich auch am neuen Projekt beteiligt, nachdem sie bereits ein Coaching- und ein Mentoringprojekt im Rahmen der feministischen Diaspora-Initiativen durchgeführt hatten.
Interkulturelle Trainerinnen*-Tandems
Um diese Trainings so zahlreich durchführen zu können, wurde der Trainerinnen*-Tandem-Pool erweitert. Denn die Trainings werden seit 2023 auch zum ersten Mal für arabisch sprechende Frauen* angeboten. Wesentliches Merkmal der Empowerment-Trainings ist das interkulturelle Trainerinnen*-Tandem, das aus einer Trainerin* der Mehrheitsgesellschaft und einer Trainerin* der jeweiligen migrantischen Community besteht. Der Pool besteht als Trainerinnen* die sehr unterschiedliche Hintergründe (Gender, Schauspiel, TV, Journalismus, Grafikdesign, Friedenskonsolidierung u.a.) haben und zum Teil auch langjährige Trainingserfahrung im Fluchtkontext mitbringen. Die Gruppe ist somit sehr divers und aufgeschlossen für Diversität.
Training of Trainers
Die Tandem-Bildung fand im Rahmen eines zweitägigen Training of Trainers statt. Im Zuge dessen wurden die fünf Module des Trainings präsentiert und zahlreiche Übungen dazu gemacht. Zentral dabei war auch das Kennenlernen der jeweiligen Tandem-Partnerinnen*, denn die Vertrauensbildung ist wesentlich für die nicht-hierarchische, konstruktive Zusammenarbeit. Sie erhielten die Aufgabe, sich zwischen den beiden Training of Trainers zu treffen und gemeinsam eine Übung vorzubereiten. Am zweiten Trainingstag wurde einige der Tandems eingeladen, die vorbereiteten Übungen mit der ganzen Gruppe durchzuführen. Das Feedback aus der Gruppe trug zum gegenseitigen Lernprozess bei.
Voll motiviert starten nun die Tandems mit einem Trainingszyklus, der fünf Module umfasst:
Modul 1: Unsere Solidarität – unsere Stärke! - Einführung in Gender und Empowerment
Ziel dieses Moduls ist neben einem ersten Kennenlernen der Gruppe auch Begrifflichkeiten wie Gender im Gegensatz zu Geschlecht, Intersektionalität sowie Empowerment zu diskutieren und im eigenen Kontext zu reflektieren.
Modul 2: Mein Körper – meine Entscheidung! - Wohlfühlen mit der eigenen Geschichte und im eigenen Körper
In der Auseinandersetzung mit den eigenen Lebenserfahrungen und der der anderen Teilnehmerinnen* wird vermittelt, dass keine Frau* allein mit ihren Erfahrungen ist. In der Folge werden gemeinsam Strategien zu Stärkung und Selbstfürsorge entwickelt. Ergänzt wird das Modul durch einen Input einer Frauen*-Gesundheitseinrichtung zum Themenkomplex Sexualität und sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte sowie zu Trauma und Resilienz.
Modul 3: Meine Beziehung – meine Mitbestimmung! - Partnerschaft und häusliche Gewalt
Ausgehend von der Fragestellung, wie eine ideale Beziehung sein soll, wird gemeinsam über die Realität von Beziehungen diskutiert und das Thema Gewalt in Beziehungen thematisiert sowie Strategien im Umgang damit entwickelt. Dazu werden auch Informationen über relevante Anlaufstellen und Hilfseinrichtungen vermittelt und eine Vertreterin einer Gewaltschutzeinrichtung eingeladen.
Modul 4: Mein Umfeld – meine Mitgestaltung! - Einfluss und gesellschaftliche Teilhabe
Ziel dieses Moduls ist den Frauen Mut zu machen, sich selbst stark und bedeutend zu fühlen und sich zu vernetzen. Dabei wird der eigene Platz in der Gesellschaft reflektiert, die eigenen Stärken analysiert, mögliche Perspektiven und Zukunftsplanungen diskutiert und Freizeitmöglichkeiten vorgestellt.
Modul 5: Mein Wissen – meine Unabhängigkeit! – Existenzsicherung und Arbeitssuche
Ziel dieses Moduls ist die Vermittlung von Wissen im Hinblick auf Existenzsicherung, den Arbeitsmarkt sowie österreichische Sozialleistungen, Bildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Ergänzt wird das Modul durch ein Bewerbungstraining und einen Input einer Beratungsstelle.