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Global Dialogue Artist Talk

Bericht der Podiumsdiskussion am 28. August 2020

Vortragende


Majid Ayobi

ist Teil der Musikgruppe Musafer. Musafer bedeutet Reisender und ist gleichzeitig eine Formation von Musikern traditioneller afghanischer Musik. Majid Ayobi sprang für den in letzter Minute verhinderten Samim Karimi (ebenfalls von der Musikgruppe Musafer) ein. 

Henrie Dennis

ist Ko-Autorin von dem zweisprachigen und dreifach ausgezeichneten, Kinderbuch "A little like you / ein bisschen wie du" und Gründerin und Obfrau von ARA – AfroRainbowAustria. Henrie Dennis ist eine aus Nigeria stammende lesbische Frau* die unerlässlich daran arbeitet die Situation für andere LGBTIQ+ Menschen aus Afrika sowohl in Österreich als auch in den jeweiligen Heimatländern zu verbessern. 

Christiane Beinl

ist Sängerin von dunkelbunt, eine der innovativsten Bands Europas in der Elektronik- und Weltmusikszene. Tänzerin, Performerin, Trainerin und Unterrichtende in Sachen Tanz und seiner Vermittlung. 

Patrick Bongola aka Topoke

ist Musiker, Schauspieler, Maler und Aktivist. Der Künstler unterrichtet auch als Mittelschullehrer und ist „motivational speaker“ bei diversen Veranstaltungen und Events.

Kooperationen


Die Künstler*innen Henrie Dennis, Fajid Ayobi und Christiane Beinl sprachen mit dem Moderator Topoke über aktuelle Fragen künstlerischer Intervention: Welche Rolle spielt Kunst und Kultur für die progressive Veränderung unserer Lebensrealitäten in Österreich und im Nord-Süd Kontext? Wie kann Kunst einen Beitrag zur Überwindung von Rassismus, Sexismus und Homophobie im städtischen Alltag leisten? Wer ist „wir“ im 21. Jahrhundert? Was sind die Auswirkungen der globalen Covid-19-Pandemie auf die internationale Kulturproduktion? 

In der ca. 40minütigen Diskussion wurden interessante Aspekte thematisiert, die gezeigt haben wie unterschiedlich die diversen Kunstsparten von Covid-19 betroffen sind. Für die afghanische Musikband Musafer ist die größte Hürde, dass sie nicht vor live vor Publikum spielen können, denn online können Konzerte von beiden Seiten (Musiker*innen und Zuschauer*innen) nicht interaktiv miterlebt werden. Somit ist das Ausweichen in Covid-19-Zeiten auf Online-Formate keine befriedigende Lösung für Musikgruppen.

Henrie Dennis warf ein, dass sie zwar Lesungen online machen kann, aber auch hier der Kontakt zum Publikum fehlt und dass nicht für alle der Zugang zu Internet gewährleistet ist. Zudem kommt bei bezahlten Veranstaltungen ebenfalls dazu, dass es sich immer weniger Menschen finanziell leisten können.  

Auch für Christiane Beinl sind online Konzert nicht dasselbe, wobei sie am stärksten als Tänzerin betroffen ist, da diese Veranstaltungen von großer Interaktion auf der Bühne leben. Das Ausweichen in den öffentlichen Raum (open-air) hat ein baldiges Ablaufdatum. Das Abhalten von Workshops war ebenfalls wegen der derzeitigen Covid-19 bedingten Regelungen nicht möglich und es ist unsicher, wann und wie Workshops wieder stattfinden können, so Christiane Beinl. 

Aufgrund der aktuellen Lage wurde die Covid-19-Situation ausführlicher besprochen. Die Überwindung von Rassismus, Sexismus und Homophobie durch Kunst war allen drei Diskutant*innen schon immer ein Anliegen und wird es auch jetzt bleiben. Die Erreichbarkeit von größeren Publikumsschichten, auch weltweit, durch Internet-Aktionen, ist mittlerweile allen ein schwacher Trost. Für viele der Künstler*innen war "Wien im Fluss" die erste Veranstaltung, bei der sie wieder live vor Menschen auftreten konnten. Sie waren sehr erfreut über den Austausch, den sie monatelang vermisst hatten. 

Die wohl schlüssigste Antwort auf die Frage „Wer ist ‘wir’ im 21. Jahrhundert?“ fand Christiane Beinl, die meinte: „We are work in progress “. Die Künstler*innen sind in ständiger Auseinandersetzung mit den sich verändernden Realitäten, auf die sie neue Ansätze in der Kunstproduktion und -vermittlung finden müssen. Die beiden anderen Diskutant*innen fühlen sich bei dieser Frage eher auf ihr migrantisches Dasein reduziert, das in der öffentlichen Wahrnehmung eine immer größere Rolle einnimmt. Sie werden nicht vorrangig als Künstler*innen wahrgenommen, sondern zuerst auf ihre Herkunft reduziert". Das "Wir" spaltet sich immer mehr in Nationalitäten auf. 

Der Talk auf der Nevillebrücke wurde von ca. 20 Personen mitverfolgt, wobei auch bei Passanten Interesse dafür und das weitere Programm im Bruno-Kreisky-Park geweckt wurde. Die Künstler*innen konnten davor und danach auf der Bühne im Bruno-Kreisky-Park und der Wientalterrasse erlebt werden. 

Wien im Fluss war ein Projekt der VIDC Initiative kulturen in bewegung: „Wir bewegten uns gegen den Strom zwischen vier verschiedenen Standorten entlang des Wienflusses und präsentierten ein Kulturprogramm für Kinder, Jugendliche, Junggebliebene und Erwachsene. Wien im Fluss bot die Gelegenheit, unsere Lalala - Konzerte für Kinder, Fem*Friday und Culture X Change an einem Nachmittag und Abend zu erleben.“