Bei der Veranstaltung diskutieren wir die Möglichkeiten und Realitäten feministischer Außenpolitik im Hinblick auf die Länder des Mittleren und Nahen Ostens. Wie kann feministische Außenpolitik effektiv gestaltet und umgesetzt werden, um sicherzustellen, dass diese Frauen und marginalisierte Gruppen in Konfliktregionen wirklich stärkt und nicht nur der politischen Rhetorik dient, oder von bestehenden Machtstrukturen vereinnahmt wird? Welche Erwartungen haben iranische, arabische oder afghanische Aktivist*innen konkret an eine feministische Außenpolitik des globalen Nordens? Wie können feministische Akteur*innen in ihren Kämpfen gegen Gewalt und Unterdrückung unterstützt werden? Was sind die Kritikpunkte, aber auch die Chancen für eine feministische Außenpolitik im Kontext der multiplen Krisen und kriegerischen Konflikte?
Zahlreiche Staaten, wie Deutschland, Kanada und Mexiko, haben sich in den letzten Jahren dazu entschlossen, ihre Außenpolitik feministisch zu gestalten. Auch wenn sich die einzelnen Konzepte unterscheiden, so ist ihnen doch gemein, dass sie die Rechte von Frauen und marginalisierten Gruppen in den Mittelpunkt ihrer Außenpolitik stellen und ihre Repräsentation stärken wollen. Feministische Außenpolitiken streben an, globale Machtungleichheiten zu überwinden und Verantwortung und Rechenschaftspflichten für ihr Handeln zu übernehmen. Grundsätzlich gilt, dass eine feministische Außenpolitik eine Friedenspolitik sein sollte, die sich auf einen erweiterten Sicherheitsbegriff bezieht. Feministische Außenpolitiken könnten so für feministische und Frauenrechtsorganisationen eine Chance sein, mehr Mittel zu lukrieren und in Entscheidungsprozesse eingebunden zu werden. Gleichzeitig besteht aber die Gefahr, dass sie vereinnahmt werden.
Podium
Barbara Mittelhammer
ist eine unabhängige politische Analystin, Beraterin und Mediatorin aus Deutschland. Ihre Forschungsschwerpunkte sind menschliche Sicherheit, Gender in der Frieden- und Sicherheitsagenda, feministische Außenpolitik und die Rolle der Zivilgesellschaft bei der Gestaltung der Außenpolitik. Sie hat über feministische Außenpolitik gegenüber dem Iran und Syrien publiziert und mit Think Tanks, internationalen Organisationen, Ministerien und Parlamenten zusammengearbeitet.
Horia Mosadiq
ist eine afghanische Menschenrechtsverteidigerin und Journalistin mit fast 30 Jahren Erfahrung in Afghanistan und Südasien. Sie ist bekannt für ihre Arbeit in den Bereichen Menschenrechte, Frieden und Gleichstellung der Geschlechter und hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Nationalen Menschenrechtspreis Afghanistans sowie Anerkennungen der Zeitschrift Glamour und von Amnesty International. Mosadiq bekleidete wichtige Funktionen bei Amnesty International, der Afghanistan Independent Human Rights Commission und verschiedenen internationalen Organisationen. Ihre umfangreiche Arbeit umfasst Forschung, Lobbyarbeit und veröffentlichte Artikel zu Menschenrechten, Genderfragen und Übergangsjustiz.
Diba Mirzaei
ist Doktorandin an der Universität Hamburg und Forscherin am German Institute for Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg. In ihrer Doktorarbeit beschäftigt sie sich mit der iranischen Außenpolitik gegenüber Saudi-Arabien in den 1970ern und den US-amerikanischen Einfluss auf diese Beziehungen. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen iranische Außenpolitik und feministische Außenpolitik. Zu beiden Schwerpunkten publiziert sie und hält Vorträge. Zuletzt hat sie z.B. einen Kurs zur iranischen Außenpolitik seit den 1970ern an der Universität Hamburg unterrichtet.
Moderation: Tyma Kraitt
wurde 1984 in Bagdad geboren und lebt heute in Österreich, wo sie auch aufgewachsen ist. Sie studierte Philosophie an der Universität Wien und hat im Rahmen ihrer publizistischen Tätigkeiten bereits mehrere Bücher über Syrien und den Irak sowie eine Vielzahl außenpolitischer Texte veröffentlicht. Zuletzt von ihr erschienen ist das Buch "Sunniten gegen Schiiten. Zur Konstruktion eines Glaubenskrieges."
Eröffnung: Michael Fanizadeh
ist Politikwissenschaftler. Seine Arbeitsbereiche bei VIDC Global Dialogue sind Migration und Entwicklung, Menschenrechte und Antidiskriminierung mit einem regionalen Fokus auf den Nahen und Mittleren Osten.