Schmidjell: Das VIDC feierte am 14. September „60 Jahre Dialog und Kooperation“. Im Jahre 1962 fand die Gründungskonferenz statt. In deinem Habilitationsprojekt geht es um das Phänomen der „NGOisierung“ der internationalen Politik ab den frühen 1960er Jahren. Neben bundesdeutschen Akteur*innen widmest du dich in dieser Forschungsarbeit dem VIDC. Warum hast du das VIDC dafür gewählt?
Dreidemy: Unter „NGOisierung“ wird die Tendenz von Regierungen in den 60er Jahren verstanden, verstärkt mit NGOs zu kooperieren bzw. diese selbst zu kreieren. Man nennt diese Organisationen auch QuaNGOs, d.h. Quasi-Nicht-Regierungs-Organisationen. Sie verfügen über einen privatrechtlichen Status, wurden aber oft von Außenministerien gegründet bzw. sind meistens von diesen abhängig. Man merkt den Boom von halbstaatlichen NGOs beispielsweise in der BRD mit der Etablierung der politischen Stiftungen als neue Akteure der Entwicklungs- und Außenpolitik. Zu den internationalen Tätigkeiten der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung gibt es zum Beispiel schon viel Forschung. Hingegen gibt es zur Geschichte des VIDC im Kontext der 1960er und 70er Jahre kaum wissenschaftliche Arbeiten und Quellen. Daher habe ich dieses Fallspiel für mein Habilitationsprojekt gewählt.