Die Kulturwissenschaftlerin und Migrationsforscherin Judith Kohlenberger hat ein neues Buch geschrieben. Unter dem Titel „Das Fluchtparadox“ beschreibt sie „unseren widersprüchlichen Umgang mit Vertreibung und Vertriebenen.“ Wobei sich dieses Fluchtparadox für sie entlang der tatsächlichen wie symbolischen Reise eröffnet, die ein flüchtender Mensch im derzeitigen internationalen wie nationalen Asylregime durchlaufen muss: „Vom Moment der Ausreise bzw. versuchten Einreise zwecks Asylantragsstellung im Aufnahmeland, über seine Aufnahme und Konstitution als ‚Flüchtling‘ in der Gastgesellschaft (sic!) bis hin zur teils implizit, teils vehement geforderten ‚Integration‘ (…).“
Im Gespräch mit Kohlenberger werden Aspekte herausgegriffen, die sie im Buch unter dem Begriff „Asylparadox“ diskutiert und die auf die Ursachen von Vertreibung und Maßnahmen zur externalisierten Migrationskontrolle fokussieren. Themen mit denen sich VIDC Global Dialogue seit 2010 im Rahmen des Schwerpunkts Migration & Entwicklung beschäftigt, zunächst im Rahmen eines EU-geförderten Projekts und danach im Kontext unserer Arbeit zu Subsahara-Afrika sowie dem Nahen und Mittleren Osten. Spätestens seit der großen Fluchtbewegung 2015 aus Syrien, Afghanistan und dem Irak nach Europa hat sich dieses Interesse auch in der Öffentlichkeit dynamisiert, wodurch sich nach und nach die Fragen zu den „Fluchtursachen“ jenseits von Kriegen und Konflikten in den Vordergrund gedrängt haben.