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In ihrem aktuellen Roman „Als Medea Rache übte und die Liebe fand“ zeichnet die georgische Autorin Tamar Tandaschwili ein vielfältiges und oftmals verstörendes Bild der Geschlechterverhältnisse in der georgischen Gesellschaft.
Tandaschwili studierte in Europa und den USA. Als sie nach Tiflis zurückkehrte, fing sie an, unter anderem als psychologische Beraterin für georgische Frauen- und LGBT-Organisationen zu arbeiten. Dort lernte sie eine Welt kennen, von deren Existenz sie zuvor keine Ahnung hatte: „Dass Misshandlungen strukturell eine so große Rolle spielen, hat mich sehr wütend gemacht. Ich musste etwas finden, um mit diesem Ärger umzugehen. Doch das Etwas fand mich.“ (Interview mit Amnesty International).
Hintergrund
Mit Leidenschaft und Unerbittlichkeit verfolgt die Ermittlerin Medea in Tandschwilis zweiten Roman einen besonders üblen Fall von sexueller Gewalt: Vor zwei Jahrzehnten ist die vierzehnjährige Salome von einer Gang aus Klassenkameraden als Sexsklavin gehalten worden. Als Medea gemeinsam mit ihrer Geliebten Tina herausfindet, dass nicht nur einige angesehene Geschäftsleute, sondern auch ihr eigener Ex-Mann zu der damaligen Gang gehören, kennt ihre Lust auf Rache keine Grenzen mehr. Unerschrocken stellt die Autorin dem rücksichtslosen Bündnis von Patriarchat, Politik und Geld in Georgien eine unvergessliche und gnadenlose Frauenfigur von mythischer Größe entgegen.
Buch Wien & Culture X Change # Kaukasus
Die Lesung und das Gespräch mit Tamar Tandaschwili findet im Rahmen der Buch Wien 2021 sowie von Culture X Change # Kaukasus statt.
Culture X Change #Kaukasus ist ein Schwerpunkt unserer Initiative kulturen in bewegung und findet von 10. bis 12. November 2021 in Wien statt. Es ist eine erste Annäherung und der Versuch, künstlerische Verbindungen zwischen Österreich, Georgien und Armenien aufzuzeigen bzw. zu intensivieren. Mehr Infos zum Programm: Culture X Change #Kaukasus
Mitwirkende
Tamar Tandaschwili
ist 1973 in Tbilisi, Georgien geboren. Sie studierte Literaturwissenschaft und Psychologie, publiziert einen vielgelesenen Blog und arbeitet als Psychologin und Aktivistin, vor allem für Frauen und die Rechte sexueller Minderheiten. 2018 erschien ihr erster Roman „Löwenzahnwirbelsturm in Orange“ in deutscher Übersetzung, mit ihrem zweiten Roman „Materikon“ („Als Medea Rache übte und die Liebe fand“) stand sie auf der Shortlist für den renommierten georgischen SABALiteraturpreis und löste ebenfalls heftige Diskussionen aus.
Zeynep Alan
wird den deutschsprachigen Textpassagen von „Als Medea Rache übte und die Liebe fand“ lesen. Sie wurde 1987 in Wien geboren und erhielt ihre Schauspielausbildung an der diverCITYLAB-AKADEMIE. Daneben studierte sie Politikwissenschaft an der Universität Wien. Aktuell ist sie im Ensemble Wiener Klassenzimmertheater tätig.
Michael Fanizadeh
ist Politikwissenschaftler. Seine Arbeitsbereiche bei VIDC Global Diaolgue sind Migration und Entwicklung, Menschenrechte und Antidiskrimnierung mit einem regionalen Fokus auf den Nahen und Mittleren Osten.