Arbeitsbedingungen in der Ernte – Zunahme von Ausbeutung und Menschenhandel im Zeichen von Corona?

Programm und Mitwirkende


Konferenzprogramm
 

Inputgeber*innen Workshop
 

Alexander Spiegelfeld

ist seit 2017 Mitarbeiter für Forschung und Kommunikation bei der Internationalen Organisation für Migration, Landesbüro für Österreich. Vor seiner Tätigkeit bei IOM arbeitete er als Programme Manager an der Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration der Europäischen Kommission.

Heimo Gleich

ist Jurist und seit 2002 Leiter der Rechtsabteilung der Niederösterreichischen Landarbeiterkammer, der gesetzlichen Interessenvertretung für Dienstnehmer*innen in der Land- und Forstwirtschaft. Als solcher gestaltet er den für Erntearbeiter*innen in Niederösterreich geltenden Kollektivvertrag mit und berät Arbeitnehmer*innen in Fragen des Arbeitsrechts.

Elisa Kahlhammer

ist Koordinatorin der Kampagne Sezonieri, die sich für die Rechte von Erntearbeiter*innen in Österreich einsetzt und versucht der Ausbeutung in der Landwirtschaft entgegenzuwirken. Die Kampagne ist eine gemeinsame Initiative von PRO-GE – Produktionsgewerkschaft, MEN-VIA – Unterstützung für männliche Betroffene von Menschenhandel, LEFÖ – Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen, ÖGB-Kompetenzforum Migration, u.a. sowie von unabhängigen Aktivist*innen.

Autor*innen

Katie Klaffenböck (IOM), Nadja Schuster (VIDC)

Kooperationen

Ausbeutung und Menschenhandel in der Erntearbeit

Erntearbeiter*innen © Stefania Prandi

Bericht des VIDC/IOM Workshops im Rahmen der Konferenz „Menschenhandel im Zeichen von Corona“ der österreichischen Task Force Menschenhandel, 14. und 15.11.2020
 

Unter der Moderation von Nadja Schuster (VIDC) wurden die Auswirkungen der Pandemie auf Rechtsverletzungen gegen migrantische Erntearbeiter*innen in Österreich, besonders in Hinblick auf Ausbeutung und Menschenhandel, diskutiert. Der Workshop fand im Rahmen der jährlichen Konferenz der österreichischen Task Force Menschenhandel anlässlich des EU-Tages gegen Menschenhandel statt. Aufgrund der aktuell geltenden Maßnahmen gegen COVID-19 wurde der Workshop, an dem 35 Personen teilnahmen, online über Zoom abgehalten.

„Erntearbeiter*innen haben Rechte wie alle Arbeitsnehmer*innen in Österreich. Unsere Problemlage ist, dass diese nicht eingehalten werden“, so Gleich. Im Kollektivvertrag für Dienstnehmer*innen in bäuerlichen Betrieben in Niederösterreich werde eine regelmäßige Normalarbeitszeit von 40 Wochenstunden vorgeschrieben. Sonderzahlungen (Urlaubs- und Weihnachtsgeld) seien zwingend vorgesehen. Erntearbeiter*innen haben einen Anspruch auf Urlaub sowie auf eine Entgeltfortzahlung bei Krankheit. Der monatliche Brutto-Mindestlohn entspricht je nach Kollektivvertrag ca. EUR 1.500.
Die Praxis sieht jedoch anders aus. Spiegelfeld leitete aus der im Rahmen der Studie „Saisoniers aus Drittstaaten in Österreich“ des Europäischen Migrationsnetzwerks (EMN) durchgeführten Medienrecherche ab, dass „rechtswidrige Arbeitszeiten, zu wenig Lohn und unwürdige Unterkünfte in Österreich keine Seltenheit sind.“ Von mehreren Interviewpartner*innen wurde die mangelnde Rechtsdurchsetzung als grundlegendes Problem identifiziert. Dies sei auf das fehlende Wissen von Arbeiter*innen um ihre rechtliche Situation, Sprachbarrieren und begrenzte Erreichbarkeit der betroffenen Personen zurückzuführen.