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Die Künstler*innen Henrie Dennis, Fajid Ayobi und Christiane Beinl sprachen mit dem Moderator Topoke über aktuelle Fragen künstlerischer Intervention: Welche Rolle spielt Kunst und Kultur für die progressive Veränderung unserer Lebensrealitäten in Österreich und im Nord-Süd Kontext? Wie kann Kunst einen Beitrag zur Überwindung von Rassismus, Sexismus und Homophobie im städtischen Alltag leisten? Wer ist „wir“ im 21. Jahrhundert? Was sind die Auswirkungen der globalen Covid-19-Pandemie auf die internationale Kulturproduktion?
In der ca. 40minütigen Diskussion wurden interessante Aspekte thematisiert, die gezeigt haben wie unterschiedlich die diversen Kunstsparten von Covid-19 betroffen sind. Für die afghanische Musikband Musafer ist die größte Hürde, dass sie nicht vor live vor Publikum spielen können, denn online können Konzerte von beiden Seiten (Musiker*innen und Zuschauer*innen) nicht interaktiv miterlebt werden. Somit ist das Ausweichen in Covid-19-Zeiten auf Online-Formate keine befriedigende Lösung für Musikgruppen.
Henrie Dennis warf ein, dass sie zwar Lesungen online machen kann, aber auch hier der Kontakt zum Publikum fehlt und dass nicht für alle der Zugang zu Internet gewährleistet ist. Zudem kommt bei bezahlten Veranstaltungen ebenfalls dazu, dass es sich immer weniger Menschen finanziell leisten können.
Auch für Christiane Beinl sind online Konzert nicht dasselbe, wobei sie am stärksten als Tänzerin betroffen ist, da diese Veranstaltungen von großer Interaktion auf der Bühne leben. Das Ausweichen in den öffentlichen Raum (open-air) hat ein baldiges Ablaufdatum. Das Abhalten von Workshops war ebenfalls wegen der derzeitigen Covid-19 bedingten Regelungen nicht möglich und es ist unsicher, wann und wie Workshops wieder stattfinden können, so Christiane Beinl.
Aufgrund der aktuellen Lage wurde die Covid-19-Situation ausführlicher besprochen. Die Überwindung von Rassismus, Sexismus und Homophobie durch Kunst war allen drei Diskutant*innen schon immer ein Anliegen und wird es auch jetzt bleiben. Die Erreichbarkeit von größeren Publikumsschichten, auch weltweit, durch Internet-Aktionen, ist mittlerweile allen ein schwacher Trost. Für viele der Künstler*innen war "Wien im Fluss" die erste Veranstaltung, bei der sie wieder live vor Menschen auftreten konnten. Sie waren sehr erfreut über den Austausch, den sie monatelang vermisst hatten.
Die wohl schlüssigste Antwort auf die Frage „Wer ist ‘wir’ im 21. Jahrhundert?“ fand Christiane Beinl, die meinte: „We are work in progress “. Die Künstler*innen sind in ständiger Auseinandersetzung mit den sich verändernden Realitäten, auf die sie neue Ansätze in der Kunstproduktion und -vermittlung finden müssen. Die beiden anderen Diskutant*innen fühlen sich bei dieser Frage eher auf ihr migrantisches Dasein reduziert, das in der öffentlichen Wahrnehmung eine immer größere Rolle einnimmt. Sie werden nicht vorrangig als Künstler*innen wahrgenommen, sondern zuerst auf ihre Herkunft reduziert". Das "Wir" spaltet sich immer mehr in Nationalitäten auf.
Der Talk auf der Nevillebrücke wurde von ca. 20 Personen mitverfolgt, wobei auch bei Passanten Interesse dafür und das weitere Programm im Bruno-Kreisky-Park geweckt wurde. Die Künstler*innen konnten davor und danach auf der Bühne im Bruno-Kreisky-Park und der Wientalterrasse erlebt werden.
Wien im Fluss ist ein Projekt der VIDC Initiative kulturen in bewegung: „Wir bewegen uns gegen den Strom zwischen vier verschiedenen Standorten entlang des Wienflusses und präsentieren Kulturprogramm für Kinder, Jugendliche, Junggebliebene und Erwachsene. Wien im Fluss bietet die Gelegenheit, unsere drei Schwerpunkte Lalala - Konzerte für Kinder, Fem*Friday und Culture X Change geballt an einem Nachmittag und Abend zu erleben.“